
Bauphasen der Burg Niederhaus
Die rot dargestellten Elemente sind nicht mehr vorhandene Gebäude- und Mauerteile, schwarze Elemente sichtbarer Bestand.
Wallburg im 10. Jahrhundert
Beginnend mit den Ungarn-Einfällen Anfang des 10. Jahrhunderts wurden rund um das Kartäusertal Wallburgen als Schutz für die Bevölkerung errichtet. Aufgrund der Spornlage und mehrerer, künstlich angelegter um das Plateau laufender Halsgraben am Niederhauser Berg, ist eine Nutzung als östlicher Vorposten zum Taleingang bereits zum Anfang des 10. Jahrhunderts denkbar. Die Errichtung als Wallanlage mit Palisaden auf dem Plateau ist zwar nicht eindeutig nachgewiesen, gilt jedoch als sehr wahrscheinlich. Zuvor wurde das Plateau wohl als keltischer Siedlungsplatz genutzt, was sich anhand von Funden aus der mittleren Latènezeit nachweisen lässt.

Erste steinerne Befestigungen am Übergang ins 13. Jahrhundert
Am westlichen Sporn wurde eine erste Burg als befestigter Wohnturm, der nur über eine Leiter im 1. Obergeschoss erreichbar war, errichtet. Vorgelagert sicherte ein Torhaus mit darüber liegendem Torturm den Zugang, der Burghof wurde erstmals von einer den Ring schließenden Mauer begrenzt. Erstmals namentlich erwähnt wurden die Edelfreien von Hürnheim 1153 in einer Beurkundung.

Baumaßnahmen im 13. Jahrhundert
Kurz nach Übergang ins 13. Jh. wurde Burg Niederhaus nach Osten weiter gebaut mit Palas, mittlerem Torturm und Bergfried. Gesichert wurde die neue Burg durch eine Ringmauer mit Torbau und Zugbrücke im Osten und einem inneren Tor am westlichen Ende des Palas, wodurch im Norden und Süden zwei Zwinger entstanden. Der Palas wurde durch einen Treppenturm im Burghof über das 3. Obergeschoss erschlossen, im Süden wurde ein über einen Wehrgang erreichbarer Wasserturm angebaut. Die alte Burg im Westen wurde angebunden und erhielt einen eigenen Treppenturm für die Erschließung der oberen Geschosse des Wohnturms.

Fertigstellung im 13. Jahrhundert
Am östlichen Sporn wurde die Burg durch eine Vorburg ergänzt, in der Werkstätten, Stallungen und Unterkünfte untergebracht waren. Nach Osten wurde der Bergsporn abgesichert über einen vorgelagerten externen Wachturm, betreten wurde die Vorburg über ein Torhaus mit zwei flankierenden Rundtürmen, deren Fundamente heute noch als Vertiefungen am Aufgang zur Vorburg zu sehen sind. Die Errichtung der Gesamtanlage wurde mit der Sicherung der Gräben und Wallanlagen bis 1236 abgeschlossen. Weitere größere Umbauten unterblieben, sodass man heute einen nahezu unveränderten Grundtypus einer Stauferburg vorfinden kann.

Entwicklung der süddeutschen Burgen
Die Burgen in Süddeutschland entwickelten sich von der einfachen Fliehburg, über Turm- und Stauferburg und die großen Burgen des Spätmittelalters hin zu Artillerieferstungen und Schlössern.
Fliehburg (beginnend ab dem 10. Jhdt)
Die Fliehburg, die ab dem 10. Jahrhundert entstand, bestand aus Palisaden auf einem Hügel oder Berg sowie einer Wallanlage. Unter Heinrich I. wurde eine Burgenbauordnung erlassen, um die Verteidigung gegen Ungarn-Einfälle zu verbessern.

salische Turmburg (11./12. Jhdt.)
Die salische Turmburg aus dem 11. und 12. Jahrhundert war ein mehrstöckiger Wohnturm, der von einer Einzäunung und einem Wassergraben umgeben war. Häufig wurde sie auf einem künstlich aufgeschütteten Erdhügel, einer sogenannten Motte, errichtet.

„Stauferburg“ (12./13. Jhdt.)
Die Stauferburg aus dem 12. und 13. Jahrhundert bestand aus einem Burgfried, einem Palas und manchmal einer Burgkapelle. Zudem verfügte sie über eine Zisterne oder ein Brunnenhaus und war von einer Ringmauer, dem sogenannten Bering, umgeben. Typisch für diese Burgen ist das Buckelquadermauerwerk.

Die „großen Burgen“ des Spätmittelalters (14./15. Jhdt.)
Die großen Burgen des Spätmittelalters aus dem 14. und 15. Jahrhundert zeichneten sich durch große Mauervorwerke und zahlreiche Geschütztürme aus. Sie verfügten über mehrere Zwinger sowie Vorburgen und Wirtschaftsgebäude, die die Verteidigungs- und Nutzungsfunktion der Burgen ergänzten.

Artilleriefestungen und Schlösser
Ab dem 16. Jahrhundert wurden Artilleriefestungen für militärische Zwecke gebaut, um den zunehmenden Einsatz von Großkaliberschusswaffen zu ermöglichen. Die Architektur der sternförmigen Bastionen wurde speziell an die Verwendung dieser Waffen angepasst. Vorgelagerte Artillerieplattformen erlaubten überlappende Schussfelder, um die Verteidigung der Festungen zu verbessern.

Als repräsentative Herrschaftssitze wurden statt Burgen nun großräumige Schlösser errichtet. Nur selten wurden dabei bestehende Burgen „modernisiert“ und weiter genutzt.
