
Rekonstruktionsversuch
Auch wenn die Burg noch immer beeindruckend vom Niederhauser Berg in den Krater des Nördlinger Ries blickt, so hat sie doch von ihrer einst imposanten Größe und stolzen Gestalt einiges verloren. Von der ehemals umfangreichen Anlage der stauferzeitlichen Höhenburg am Westende des Bergrückens des Niederhauser Bergs sind heute nur noch der quadratische Bergfried und die Außenmauern des ehemals viergeschossigen Palas, der repräsentative Saalbau, sowie Teile der Umfassungsmauern erhalten.
Im Rahmen der Aufstellung von fünf Schautafeln auf dem Gelände der Burgruine erstellte das Staatliche Bauamt Augsburg eine Rekonstruktion der Burg in ihrer größten Ausdehnung.
Vom Foto zur Rekonstruktion
Aufgrund des schwer zugänglichen Geländes wurden über 400 Fotos mit einer Drohne angefertigt. Hierbei war eine enge Abdeckung der Aufnahmen aus allen Richtungen wichtig, um jeden Bereich der Bauten aufzunehmen und darzustellen. Die Aufnahmen wurden dann durch Photogrammmetrie zu einem dreidimensionalen Modell umgerechnet. Die hierbei gewonnene Punktewolke ergab dann die Basis für eine Rekonstruktion mittels CAD.
Ein mit Texturen belegtes Mesh (Netz) diente als optische Hilfe bei der Konstruktion des virtuellen Modells. So wurden zum ersten Mal präzise Ansichten und Schnitte der Bauteile gewonnen, das wäre in dieser Form durch eine herkömmliche Vermessung nur sehr aufwendig möglich gewesen. Das dreidimensionale Bestandsmodell bietet zukünftig als Grundlage für Planungen von Bauunterhaltsmaßnahmen eine wertvolle Unterstützung. Auch für Schadensbeurteilungen ist der Drohnenflug mittlerweile ein unersetzliches Hilfsmittel.
Für eine fotorealistische Darstellung wurde die dreidimensionale Rekonstruktion mit einem Rendering-Programm weiterbearbeitet, texturiert und in das Tafellayout von fünf neuen Informationstafeln auf dem Gelände der Burg eingebunden.
Die vorhandene Bausubstanz bildete die Grundlage für die Rekonstruktion. In Teilen scheint das Bestandsmauerwerk auf den Bildern sogar durch die Rekonstruktion noch hindurch.
Das Ergebnis der Rekonstruktion
(1) Vorburg mit Torhaus und „Ausgugg" im Osten (alles komplett abgegangen)
(2) Steg mit Zugbrücke, Torhaus und Maschikuli, einem überhängenden Bauteil an der Außenwand zur Senkrechtverteidigung nach unten
(3) Bergfried
(4) inneres Torhaus mit Nordzwinger (komplett abgegangen)
(5) Palas mit Zugangsturm im Burghof (Zugangsturm nicht mehr vorhanden)
(6) Zisternenturm (westlich) mit Südmauer und Zwinger, Eckturm (östlicher Abschluss)
(7) Nordmauer mit Burghof
(8) Torhaus „Altes Haus" mit Maschikuli
(9) Treppenturm „Altes Haus"
(10) „Altes Haus", vormals Wohnturm, später Wirtschaftsgebäude
Komplettes Fehlen der Vorburg
Schon am Beginn des Wegs zur Burgruine bemerkt man, dass die komplette Vorburg (1) fehlt. Lediglich die beiden kreisrunden Vertiefungen beidseits des Wegs weisen auf die Fundamente der beiden Türme des Torbaus hin. Am Beginn des Stegs befand sich das westliche Ende der Vorburg. Von hier aus gelangte man über die Zugbrücke zum äußeren Torhaus (2) der Kernburg.
Keine Überreste der Umfassungsmauer im Süden und Osten
Im Süden der Ruine blieben von der südlichen und östlichen Umfassungsmauer keine Überreste erhalten, lediglich ein kleiner Bestandteil der Außenmauer des Dreieckturms an der Süd-Ost-Ecke sowie ca. ein Drittel der Höhe des Zisternenturms sind noch vorhanden (6).
Anschluss des Torhauses heute noch sichtbar
Im Norden schließt sich an den Zwinger das innere Torhaus (1) an. An der Nord-West-Seite des Palas kann man noch den Anschluss des Torhauses sehen, das Torhaus selbst existiert nicht mehr. Der Palas wurde nicht durch den nachträglich eingefügten Torbogen betreten, sondern man gelangte über den Treppenturm und eine kleine Zugbrücke ins dritte Geschoss (2). So konnte der Zugang zum Palas besser kontrolliert werden. Der Bergfried wurde über eine Tür im vierten Geschoss des Palas betreten (3).
Maschikuli, Treppenturm und Palas noch teilweise erhalten
Durch das Torhaus im Westen der Anlage gelangt man in den ältesten Bereich der Burg, das „Alte Haus“. Vom Maschikuli (4), einem überhängenden Bauteil an der Außenwand, ist nur noch ein Teil der Außenwand zu sehen, auch vom Treppenturm (5) ist nur noch der untere Außenbereich vorhanden. Vom Palas des „Alten Hauses“ stehen nur noch Teile der West- und Nordseite (6).
Staffelung der Gebäude von Westen aus
Von Westen kann man die Staffelung der Gebäude gut erkennen: „Altes Haus" (7), Südmauer mit Zisternenturm (8), dahinter Palas mit Bergfried, rechts der Dreieckturm (9). Die Vorburg mit dem Turm im Osten ist nicht mehr vorhanden (10).