
Gründe und Voraussetzungen für den Bau einer Burg
Für die Herrschenden gab es eine Reihe von Gründen, sich auf das teure und langwierige Vorhaben einzulassen, eine Burg zu bauen. War der Entschluss dann gefasst, mussten aber noch die Voraussetzungen vor allem hinsichtlich Ort, Personal und Finanzierung stimmen.
Gründe für den Burgenbau
Burgen dienten als Machtsymbole zur Herrschaftssicherung und waren schon von weitem sichtbar. Sie dienten als Zeichen für Macht, zeigten die gesellschaftliche Position des Erbauers und sollten seine Herrschaftsrechte deutlich machen. Darüber hinaus hatten Burgen einen Wehr- und Trutzcharakter. Sie ermöglichten den Schutz der Bevölkerung und die Verteidigung der eigenen Territorien. Burgen erfüllten auch eine wirtschaftliche Funktion, da sie der Einnahme von Wegzoll dienten. Zudem wurden sie genutzt, um wichtige Handelswege zu kontrollieren. Die kulturelle Funktion der Burgen bestand darin, dass sie zur Pflege des Rittertums in Form von Turnieren benutzt wurden. Zudem waren sie Orte, an denen der Adel der Minne, also der Liebe, in Form von Dichtung und Gesang huldigte.
Voraussetzungen für den Burgenbau
Die wichtigste Grundlage für den Bau einer Burg ist der richtige Ort. Er muss natürlichen Schutz gewährleisten, wobei eine günstige Lage auf einem erhöhten Geländepunkt sinnvoll ist. Bei der Planung wird bereits im Vorfeld eine sinnvolle Anordnung aller wesentlichen Bestandteile der Anlage wie Burgfried, Palas, Mauern, Zisternen, Unterkünfte und Werkstätten vorgenommen. Dabei wird die Anordnung und Größe der Burg an die örtlichen Gegebenheiten und die verfügbaren Mittel angepasst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verfügbarkeit des Baumaterials. Für den Bau werden natürliche Ressourcen in der Nähe des geplanten Standorts genutzt, um kurze Transportwege und eine günstige Verfügbarkeit des Baumaterials zu gewährleisten.
Unabdingbar sind außerdem die Menschen, die die Burg errichten. Für den Bau werden verschiedenste Handwerker benötigt, darunter Burgenplaner, Baumeister, Steinmetze, Zimmerer, Mauerer, Tischler, Dachdecker und andere Spezialisten. Die Finanzierung erfolgt durch Unternehmungen sowie durch Mittel aus Landbesitz.
Auch die Genehmigung des Bauvorhabens muss gesichert sein. In der Vergangenheit war für den Bau einer Burg eine Genehmigung notwendig, die vom Kaiser oder Hochadel erteilt wurde. Bereits im westfränkischen Reich war das Befestigungsrecht durch den König geregelt, und im Edictum Pistense (Burgenregal) wurde durch Karl II. den Kahlen im Jahr 864 festgeschrieben, dass der Burgenbau nur mit Genehmigung des Herrschers erfolgen durfte. Nicht genehmigte Burgen galten als Ausgangspunkt für Raubzüge. Heute beschränkt sich die Genehmigung in der Regel auf die Prüfung der Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen.
Wandel des Zwecks von Burgen im Lauf der Zeit
Im Lauf der Zeit wandelte sich der Zweck von Burgen erheblich. Im Mittelalter dienten sie hauptsächlich als Befestigungsanlagen gegen Angreifer. Ab dem Ende des 10. Jahrhunderts wurden Burgen zunehmend zu Wohnsitzen der Adeligen, die auch Verwaltungsfunktionen erfüllten. Später entwickelten sich diese Burgen zu zentralen Verwaltungszentren und Hauptresidenzen der Herrscher.
Die Blütezeit der Burgen lag im Zeitraum Anfang 12. bis Mitte 13. Jahrhundert. Mit dem
14. Jahrhundert begann jedoch der Verfall des Rittertums, was zu einem zunehmenden Funktionsverlust der Burgen führte.
Mit Ausklang des 15. Jahrhunderts endete schließlich die Ära des Burgenbaus. Ab dem
16. Jahrhundert wurden Artilleriefestungen gebaut, die militärischen Zwecken dienten und die früheren Burgen ablösten. Gleichzeitig entstanden als repräsentative Herrschersitze Schlösser, die die Macht und den Status ihrer Besitzer symbolisierten, anstelle der alten Burgen.