MRM-Gebäude fertiggestellt

Augsburg, 23. November 2020. Das Staatliche Bauamt Augsburg hat den Neubau des Instituts für „Material Resource Management“ (MRM) an die Universität übergeben. Auf 4.947 m2 Nutzfläche werden künftig Studierende der interdisziplinären Bachelor- und Masterstudiengänge „Wirtschaftsingenieurwesen“ und „Ingenieurinformatik“ ausgebildet. Im MRM-Gebäude kooperieren Universität und Hochschule Augsburg, um die effizientere Nutzung von Ressourcen und die Optimierung von Beschaffungs- und Produktionsprozessen zu erforschen. Der Einzug der Institute beginnt noch in diesem Jahr.

Gruppenbild-Gebäudeübergabe-MRM
© Universität Augsburg / Neidlinger

Die Lage des neuen Institutsgebäudes im Innovationspark Augsburg im Süden der Stadt erleichtert zudem die Kooperation mit den benachbarten Einrichtungen des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR), der Fraunhofer Gesellschaft und des Instituts für Textiltechnik. Die Finanzierung des rund 43 Millionen Euro teuren Baus trägt der Freistaat Bayern aus Mitteln des Aktionsplans „Demografischer Wandel, ländlicher Raum“.

„Dieses neue Gebäude wird mit seiner höchst funktionalen Struktur und dem großen Raumangebot unsere Forscherinnen und Forscher im Schwerpunktbereich Materials Resources zusammenführen und damit eine wichtige Grundlage unter anderem für unsere Beteiligung an der High-Tech Agenda Plus des Freistaates Bayern bieten.“, erklärt Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Präsidentin der Universität Augsburg.

Ressourcen effizient und nachhaltig nutzen

Das Institut für Materials Resource Management (MRM) der Universität Augsburg wurde vor rund zehn Jahren gegründet: „Unser Ziel ist es, neue kreislauforientierte Strukturwerkstoffe bis hin zur Anwendungsreife entwickeln – unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und effizienten Nutzung von Ressourcen“, betont Prof. Andreas Rathgeber, Geschäftsführender Direktor des Institutes.

In diesem Kontext forschen die beteiligten Lehrstühle und Professuren sowohl an neuen Strukturwerkstoffen, deren Eigenschaften und den zugehörigen Prozessrouten als auch an den ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Das Spektrum umfasst Arbeiten im Bereich der Materialchemie und der Entwicklung polymerer und keramischer Verbundwerkstoffe sowie hybrider Werkstoffverbunde und deckt auch Fragen zur Fertigungstechnologie ab. Damit arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler übergreifend von der mikroskopischen Ebene im Labormaßstab bis zur Charakterisierung von Bauteilen unter anwendungsnahen Beanspruchungen. Diese Aspekte werden zudem in industriell relevanten Skalen erforscht und konsequent hinsichtlich einer vollständig digitalisierten Prozesskette weiterentwickelt. Mit diesem Portfolio bietet das MRM die Basis für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Produktion, welche im KI-Produktionsnetzwerk (der High-Tech Agenda Plus) weiter erforscht werden soll.

Das neue Labor- und Technikgebäude schafft hierfür beste Voraussetzungen und erlaubt gleichzeitig die interdisziplinäre, anwendungsnahe Zusammenarbeit, die die Basis für eine ganzheitliche, nachhaltige und digitale Werkstoff- und Ressourcen-Forschung bildet.

Software & Systems Engineering im MRM-Gebäude

In der großen Versuchshalle wird vom Institut für Software & Systems Engineering unter Leitung von Prof. Wolfgang Reif Forschung zu Industrie 4.0, Robotik und künstliche Intelligenz in der Produktion, selbstorganisierenden Systemen und fliegenden Robotern durchgeführt. Außerdem forscht die Augsburger Informatik in dem neuen Gebäude bspw. an städtischen Mobilitätsgefährten von Morgen, "organischen" Computersystemen oder additiven Fertigungssystemen für dynamische Produktionsumgebungen. Es ist auch die Eröffnung eines dynamischen Kalibrierzentrums vorgesehen, in dem Roboter und Mikroaktoren präzise gemessen und geregelt werden können.

Das neue Gebäude ist für bis zu 350 Mitarbeiter und 230 Studierende ausgelegt. Das Besondere an dem neuen MRM-Bau sind seine zwei Versuchshallen, eine große für die Universität und eine kleinere für die Hochschule.

Von der Hochschule Augsburg werden im MRM-Gebäude Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Forschungsgruppe HSA_comp – Composites im Maschinenbau und des Instituts für Innovative Sicherheit HSA_innos forschen. Sie arbeiten unter anderem zu modernen Faserverbundwerkstoffen und zu IT-Sicherheit im Bereich vernetzter Großanlagen. „Die Hochschule Augsburg ist starke Forschungspartnerin für die Wirtschaft hier vor Ort“, erklärt Prof. Dr. Elisabeth Krön, Vizepräsidentin für Weiterbildung und Wissenstransfer der Hochschule Augsburg. „Mit dem MRM-Gebäude haben wir die Möglichkeit, unsere Forschungsaktivitäten in der angewandten Forschung weiter auszubauen und mit den Akteuren hier in der Region noch engmaschiger zu vernetzen.“

Zum MRM-Gebäude

„Wir sind stolz darauf, der Universität Augsburg heute ein Gebäude übergeben zu können, in dem Studierende und Forschende optimale Bedingungen für die Beschäftigung mit dem Thema Ressourcenmanagement vorfinden,“ freut sich Ulrich Blickle, Leiter des Staatlichen Bauamtes Augsburg. „Als besonders erwähnenswert sind im Gebäudeaufbau die beiden Versuchshallen zu nennen, in denen die theoretische Forschung von praktischen Experimenten, speziell zu den Themen Robotik, Fliegen und Fluggeräte ergänzt werden kann.“ Beide sind vollständig in das Gebäude integriert. Kranbahnen an den Decken dienen zum Heben schwerer Lasten, in einer Kältekammer neben der kleineren Halle können Versuche unter extremen Temperaturbedingungen durchgeführt werden.

Funktionelle Dreiteilung des Gebäudes

Das Institut für Material Resource Management entstand nach Entwürfen des Dresdner Architekturbüros code unique Architekten BDA, das sich als Gewinner beim 2012 ausgeschriebenen Wettbewerb gegen 23 Konkurrenten durchsetzen konnte. Der quadratische Bau bietet 4.947 m2 Nutzfläche auf drei Ebenen und ist funktionell in drei Bereiche unterteilt. Während es für die beiden Forschungsgebiete „Produktion und Software“ sowie „Materialien und Ressourcen“ der Universität jeweils eigene Räumlichkeiten gibt, nutzt die Hochschule künftig einen so genannten Kooperationsbereich. Allen drei Nutzern gemeinsam zur Verfügung steht ein Lehrbereich mit Übungs- und Seminarräumen und einem Hörsaal für 120 Personen.

Ressourcensparende Technik

Schonende Ressourcennutzung ist künftig nicht nur bei den Forschenden im Gebäude ein Thema, auch der Bau selbst trägt dazu bei. Den Kühlwasserbedarf deckt zum Teil die eigene Brunnenwasseranlage, auf dem Dach steht eine Photovoltaikanlage zur Energiegewinnung bereit. Beide Anlagen zusammen sparen jährlich über 55 Tonnen Kohlendioxid ein.

Werkstattähnlicher Charakter spiegelt Nutzung wieder

Das neue MRM-Institut ist ein teilunterkellerter Massivbau aus Stahlbeton. An der Fassade wechseln sich vertikale Fensterbänder umrahmt von schwarzen Aluminiumpaneelen mit weißen, senkrecht verlaufenden Streckmetallplatten ab. Im Gebäudeinneren greifen die Architekten die an den Fassaden verwendeten Materialien wieder auf - Metalle an Decken und Innenfassaden, mineralische Beschichtungen an Böden und Mauern sowie heller Sichtbeton an den Wänden. Damit erzielen die Planer eine nüchterne und werkstattähnliche Wirkung, passend zur Nutzung im Sinne der Materialwissenschaften.