(v.l.n.r.) Umweltminister Thorsten Glauber, Prof. Mikala Holme Samsøe von der Technischen Hochschule Augsburg und Kathrin Fändrich vom Staatlichen Bauamt Augsburg bei der Preisverleihung
(v.l.n.r.) Umweltminister Thorsten Glauber, Prof. Mikala Holme Samsøe von der Technischen Hochschule Augsburg und Kathrin Fändrich vom Staatlichen Bauamt Augsburg bei der Preisverleihung © Astrid Schmidhuber/LENK

Verleihung Bayerischer Klimaschutzpreis

Das Staatliche Bauamt Augsburg (StBAA) hat zusammen mit der Technischen Hochschule Augsburg (THA) den diesjährigen „Bayerischen Klimaschutzpreis“ erhalten. Mit diesem wurden am Montag, 18.09.2023, im Rittersaal der Nürnberger Kaiserburg von Umweltminister Thorsten Glauber insgesamt drei besondere Initiativen zum Schutz des Klimas feierlich ausgezeichnet. Prof. Mikala Holme Samsøe (THA) und Baudirektorin Kathrin Fändrich (StBAA) haben das bayernweit erste Staatliche Pilotprojekt zum Zirkulären Bauen initiiert und realisiert.

Im Transferprojekt „Architektur. Im Kreis.“ ging das Staatliche Bauamt Augsburg zusammen mit der Technischen Hochschule Augsburg einen unüblichen Weg beim Abbruch eines Gebäudes. Die ehemalige Stadtbücherei in Augsburg, welche einem Neubau weichen musste, wurde nicht herkömmlich abgebrochen, Bauschutt nicht einfach auf die Deponie gefahren. Sondern gemeinsam mit Studierenden wurden vorab verwertbare Bauteile identifiziert, vermessen sowie katalogisiert und an Interessierte über eine online-Plattform verkauft. So landeten mehr als 80 Prozent der verwertbaren Bauteile nicht auf der Deponie, sondern erhielten ein zweites Leben. Durch die Wiederverwendung konnte das Bauamt nicht nur erheblich Deponiekosten und damit Steuergelder sparen. Auch die Herstellungskosten und die sogenannte „Graue Energie“, die in jedem Bauteil steckt, bleiben dadurch erhalten. Ebenso erwarben die Studierenden zum ersten Mal Kompetenzen im Umgang mit wiederverwertbaren Baumaterialien, die sie in ihren Entwürfen für ein neues Gebäude berücksichtigten. Durch das gemeinsame Transferprojekt leben nun etliche Bauteile weiter, die sonst zu „Müll“ deklariert worden wären. Dieses Vorgehen nennt man „Zirkuläres Bauen“. So sind beispielsweise die ehemaligen Kellerschachtgitter der Stadtbücherei aus Augsburg heute in Tettnang am Bodensee. Sie dienen dort in einem Funpark für Mountainbikes als Sprungrampe.

Marcus Steurer, Sprecher des Bayerischen Klimarats und Mitglied der Jury, lobte bei der Preisverleihung besonders die Vielfalt der Projekte: „Es gab eine Vielzahl von eingereichten Initiativen. Die Jury war sich aber trotzdem schnell einig. Die drei heute ausgezeichneten Projekte sind etwas Besonderes. Sie sind positiv multiplizierbar und man spürt das Herz. Dadurch bringen Menschen viel voran. So kann aus dem Kleinen etwas Großes entstehen. Das Projekt ‚Architektur. Im Kreis.‘ kann auf viele andere Gebäude übertragen werden. Hier wurde ein kleiner Samen gesät, der schrittweise groß wird.“

„Wenn man etwas Neues ausprobiert ist es gut, wenn man anfangs Bedenken hat. Wir sind aber dazu da, Bedenken zu überwinden und Lösungen zu finden. Als Bayerische Beamtin werde ich vom Steuerzahler nicht dafür bezahlt, aufzuzählen, was alles nicht möglich ist. Wer immer nur nein sagt, stagniert und ist frustriert. Ich widme diesen Preis deshalb allen Bedenkenträgern da draußen. Gebt Euch einen Ruck und traut Euch, neue Wege zu gehen. Ich weiß: Ihr könnt es besser“, so Fändrich bei der Verleihung.

Auch Prof. Mikala Holme Samsøe von der Technischen Hochschule Augsburg freut sich über den Preis und sieht großes Potenzial im Zirkulären Bauen: „Es geht um nichts weniger, als die Neuausrichtung der Baubranche. Wir bewegen uns von einer expansiven zu einer reduktiven Moderne. Das stellt unseren Erneuerungsdrang und unsere Vorstellung von Ästhetik in Frage. Lasst uns gegenseitig helfen die mentalen und rechtlichen Schwellen aufzulösen, um endlich angemessen mit Material umzugehen. Viele Bauherren und -frauen, Planende und Behörden haben Lust darauf. Gemeinsam werden wir, mit Gebrauchtem, die Baubranche erneuern.“

Das Bauamt hat das Wissen aus dem gelungenen Augsburger Experiment gesammelt, aufbereitet und Umsetzungsstrategien für künftige Abbrüche entwickelt. Bayerns Bauminister Christian Bernreiter betont in dieser Hinsicht die Vorbildfunktion des Staatlichen Bauamts Augsburg: „Ich freue mich sehr, dass das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit der Technischen Hochschule Augsburg mit dem Klimaschutzpreis offiziell gewürdigt wird. Wir schauen uns jetzt an, wie sich die Erkenntnisse auf andere staatliche Baumaßnahmen übertragen lassen.“ Insgesamt gibt es im Freistaat Bayern 22 Staatliche Bauämter. Sie betreuen über 25.000 bauliche Anlagen auf rund 5.100 Liegenschaften, davon allein rund 11.000 bauliche Anlagen des Freistaates.

Das Projekt „Architektur. Im Kreis.” vereint zentrale Aspekte des Transferverständnisses der Technischen Hochschule Augsburg: Akteure tragen mit ihren unterschiedlichen Fach- und Praxisexpertisen zur Lösung eines zentralen Zukunftsthemas bei. „Das Besondere an diesen Transferprojekten ist, dass Studierende und Lehrende eng mit Kooperationspartnern aus Augsburg und der Region zusammenarbeiten, um für reale Bedarfe Innovationen zu entwickeln. Im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ hatten wir zudem die Möglichkeit, diesen neuen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien im Transferprojekt „Architektur. Im Kreis.“ aufzuzeigen und zu dokumentieren. Wir freuen uns daher sehr über den Bayerischen Klimaschutzpreis“, sagt Prof. Dr.-Ing. Elisabeth Krön, Vizepräsidentin für Transfer und Infrastruktur der Technischen Hochschule Augsburg.

Bayerns Umweltministerium vergibt den Bayerischen Klimaschutzpreis jährlich an engagierte Vorbilder sowie an Unternehmen, Betriebe oder eingetragene Vereine, die sich um den Schutz des Klimas oder die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels besonders verdient machen. Der Bayerische Klimaschutzpreis ist im Artikel 9 des Bayerischen Klimaschutzgesetzes verankert. Die Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK) im Landesamt für Umwelt (LfU) organisiert den Wettbewerb.

 

Weiterführende Informationen

Das Transferprojekt ist dokumentiert im Web unter:

https://www.tha.de/Architektur-im-Kreis.html

und in einer Publikation: 

https://www.tha.de/Binaries/Binary62260/Publikation-Architektur.ImKeis.-Web.pdf

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Klimaschutz:

https://www.stmuv.bayern.de/themen/klimaschutz/klimaschutzpreis/index.htm

Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK):

https://www.lenk.bayern.de/themen/projekte/klimaschutzpreis/index.html

Video zur Verleihung:

Bayerischer Klimaschutzpreis 2023: Architektur. Im Kreis. | LENK Bayern

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